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AutorenbildFlorian Hettig

Grenzöffnung & Wiedervereinigung • Teil 1



Ich erinnere mich noch lebhaft an die Zeit der Grenzöffnung und muss mich an den Gedanken erst noch gewöhnen, dass inzwischen eine ganze Generation nachgewachsen ist, die dies nicht aus eigenem Erleben kennt. Auch für diese schreibe ich das. Ich war damals ca. 13 Jahre alt.


Die Grenze

Der Landkreis, in dem ich aufwuchs, ragte wie eine Nase in die DDR. Die Grenze war für uns allgegenwärtig. Fuhr man ein paar Kilometer nach Norden, war dort Grenze. Fuhr man ein paar Kilometer nach Süden: Grenze. Nach Osten sowieso! Nur nach Westen war frei. Ich wohnte in der 5.000 Einwohner zählenden „Metropole“ dieser dünnbesiedelten Gegend und erinnere mich an Grenztürme, Zäune und Niemandsland.


Kalter Krieg

Als Kind war ich mir nicht bewusst, dass ich inmitten der Superkräfte, praktisch auf dem potenziellen Schlachtfeld eines atomaren, alles vernichtenden Superkrieges, spielte, lebte und zur Schule ging. Gott sei dank. Wahrscheinlich wäre unsere Gegend auch so unbedeutend gewesen, dass die Panzer bestenfalls durch- oder vorbeigerollt wären. Meine Sorgen waren die Schule, das Mittagessen, Freunde und vielleicht die heißersehnte Actionfigur!


Deutsch

DDR, oder manchmal noch „Ostzone“, das war ein anderes Land. Und in anderen Ländern sprechen die Menschen andere Sprachen. Soviel wusste ich als 8jähriger! Und so verwunderte es mich, als ich meinen Vater danach fragte, welche Sprache die Menschen dort sprechen würden, dass seine Antwort „deutsch“ war. | Auch als wir einmal in die Niederlande fuhren, verwunderte es mich, dass dort gar kein Grenzzaun zwischen den beiden Ländern war! Ein Kontrollhäuschen, ja! Aber daneben hätte man einfach so über die Felder laufen können!! Ich dachte, das wäre zwischen allen Ländern so. Wie ein Gartenzaun halt.


UNDENKBAR!

Vielleicht war es im Jahr 1987, als wir Besuch bekamen, von „drüben“, von Verwandten. Das Ehepaar war schon alt. Die durften das. Reisen! Bei denen hatte man wohl „keine Angst, dass sie einfach abhauen“, sprich hierbleiben würden. Sie brachten Baumkuchen mit. Eine Spezialität ihrer Region! Und nicht wie heute in jedem Supermarkt zu haben. Ich habe die kleine Frau und den großen schlanken Mann sehr freundlich in Erinnerung. Besonders aber einen Satz, den er zu mir kleinem Jungen sagte: „DU – du wirst es noch erleben – dass diese Grenze geöffnet wird!“ - Er sollte Recht behalten. Aber dass er das auch noch selbst erleben würde, war offensichtlich unvorstellbar. Eine Utopie. 1987.


Grenzöffnung

Ja, irgendwas war da passiert, im Sommer, mit Ungarn. Aber, wie gesagt, als Kind hat man ganz andere Horizonte als Nachrichten und Politik. Zum Beispiel, dass das Fernsehen zu uns kam!!! Unsere Kleinstadt hatte nämlich irgendeinen Wettbewerb von N3 (heute: NDR) gewonnen. Ein paar Wochen zuvor sollten alle Bürger für ihre Stadt anrufen. (Ich auch.) Und jene Stadt von 3en, die am meisten Anrufer mobilisierte, der winkte eine Fernsehübertragung!! Ho-hou!! - Wir haben haushoch gewonnen! Und meine Großmutter, die hatte sogar eine Karte für diese heißbegehrte Veranstaltung bekommen! Aber kaum war die Veranstaltung vorbei, so hörte ich, machte sich der Übertragungswagen eilens auf Richtung Grenze… Es war der 09. November 1989…



Wenn Institutionen bröckeln…

„Die Grenze ist offen!“ hörte man am nächsten Tag. Es war das erste Mal, dass die Tagesschau nicht nach exakt 15 Minuten endete. Wir sahen die Bilder vom völlig überfüllten Kurfürstendamm in Berlin. Und erlebten das gleiche in den kommenden Tage selbst: Unsere beschauliche Kleinstadt wurde von Trabbis, Wartburgs und Menschenmassen förmlich überrollt! Unsere vielleicht 800 m lange Haupteinkaufsstraße verwandelte sich in eine einzige Duroplast-Lawine. Gut eingehüllt in stinkende Zweitakter-Wolken.


Die kleinen FamilienGeschäfte, die sonst immer pünktlich um 18.00 Uhr schlossen (das war Gesetz!) wurden geradezu gestürmt und waren zum brechen voll. Sie hatten keine Chance. Von einem Lebensmittelhändler hörte ich, dass sie „um 22.00 Uhr damit begannen, die Leute „rauszuschmeißen“. Unvorstellbar damals! Die Ladenschlussgesetze änderten sich erst in den 90ern schrittweise. Aber zu diesen Tagen war das egal.


Dieser erste gewaltige Ansturm hielt bestimmt 2 bis 3 Wochen an. Auch danach war es noch voll. Und erst zu Weihnachten hieß es, dass das Gesetz jetzt wieder eingehalten werden soll. | Mein Großvater - er hat leider nicht darüber gesprochen - aber ihn schien das Ganze nochmal auf eine ganz andere Weise zu bewegen und zu berühren. Zu erfreuen. Ich sehe ihn vor mir, wie er Schokolade an wildfremde Leute verschenkt. Stapelweise. Und mit jedem ein kurzes Gespräch führt. Mit einem Strahlen in den Augen!



Wiedervereinigung

„Wann kommt denn jetzt die Wiedervereinigung?“, fragte ich meinen Vater nach monatelanger Geduld. „Da muss noch viel geredet und besprochen werden“, antwortete er mir. Als Kind hatte ich kein Verständnis dafür, dass man dafür soooo lange braucht! Historisch gesehen war das ratzfatz! Einmal besuchte ich Berlin in der Zeit der Schon-geöffnet und Noch-DDR. Und gehörte auch zu den „Mauerspechten“. Jenen Zeitgenossen, die mit Hammer und Meißel sich kleinere oder größere Stücke aus dem Symbol deutscher Teilung herausschlugen. Ich habe es immer noch: 2 Stückchen Beton - deutscher Geschichte.


Der 3. Oktober 1990, Tag der Wiedervereinigung, war dann eher ruhig. Der große Ansturm, die große Euphorie, war abgeklungen und in den Folgejahren traten die Herausforderungen und Unzufriedenheiten in den Vordergrund. Erst später als Erwachsener, und noch später als Christ, erfuhr ich weitere Details. Dass die „friedliche Revolution“ ein „Wunder Gottes“ gewesen sei. Und dass die Massenproteste, die das DDR-Regime zum Einsturz brachten, mit regelmäßigem Gebet in einer Kirche begannen.



Wenn der HERR die Stadt nicht bewacht, wacht der Wächter vergebens.“



GOTTES Wunder?!

Ich glaube, dass nichts auf diesem Planeten geschieht, das Gott nicht weiß. Und dass alles was geschieht, letztlich über seinen Schreibtisch muss! (Klar wirft das gleich Fragen auf; aber Schritt für Schritt.) „Er hat Mächtige von Thronen hinabgestoßen und Niedrige erhöht“, trällert die glückliche Maria, als sie mit Jesus schwanger ist (Lk. 1,52). Und wenn wir mal versuchen, Gott nicht als Kulturgut oder Nette-Onkel-Erfindung von Menschen zu betrachten (wäre ja dämlich ein Märchen für wahr zu halten) – sondern statt dessen davon auszugehen, dass das Universum in dem wir leben (und von dem wir nicht alles wissen) eine Level oder Dimension mehr hat, in der ein Überwesen lebt, das den Begriff --GOTT-- wirklich verdient hat, dann ist es absolut LOGISCH, dass dieser mehr weiß und mehr kann, als wir - zweidimensionale Ameisen.


Ich habe Zeugnisse gehört (das ist Frommsprech für „Erlebnisberichte mit Gott“); wir lesen es haufenweise in der Bibel (z.B. bei Gideon oder Mose); und ich habe es am eigenen Leib erfahren – nämlich dass Gott sowohl so handeln und in Situationen eingreifen kann, dass wir es a) merken und wissen: Gott ist am Werk; und aber auch so, dass wir es NICHT merken und wissen, Gott ist am Werk. Sondern vielleicht erst im Nachhinein. Und beides kann er tun, sowohl bei Gläubigen, als auch bei Nicht-Gläubigen!


Ein Beispiel: Mir wurden einmal „die Ohren zugehalten“. Da wurde etwas gesagt und ich habe es gehört und ich hätte darauf reagieren müssen. Aber dieser Gedanke, die Synapse, fehlte völlig in meinem Kopf! - Statt dessen hörte es aber eine andere Person und reagierte darauf! So wurde ich vor einer für mich schwierigen Situation bewahrt. Und erst eine ½ Stunde später fiel mir auf, dass ich es definitiv gehört hatte und hätte reagieren müssen!


Vor anderen Situationen, die mich möglicher Weise überfordert hätten, wurde ich bewahrt, in dem ich einfach nicht da war. „Zufällig“ hatte ich an dem Tag frei. Oder es geschah 20 Minuten vor meinem Eintreffen. Zufall oder von Gott zugefallen?!



Das Gebet eines Gerechten bewirkt viel.“



Sehen wir uns eine der entscheidendsten Szenen der deutschen Wiedervereinigung noch einmal an. Natürlich ist das alles menschengemacht. Aber ich glaube, es ist genauso gottgemacht! Menschen wissen nicht immer, dass sie gerade von Gott gebraucht werden. - Da ist eine Pressekonferenz. Von der DDR-Spitze. Langweilig. Dröge. Abends. Ein Reporter, von dem wir heute nicht einmal mehr wissen, wer das war, stellt die entscheidende Frage: „Und ab wann gilt diese neue Reiseregelung?“ Schabowski kommt ins Straucheln. Er weiß keine sichere Antwort darauf. Verwirrung entsteht. „… Meines Wissens nach – sofort.“


In den darauffolgenden Stunden registrieren die Leute, was das bedeutet! Sie testen es aus. Gehen zur Grenze. Verwirrung, Unklarheit entsteht. Die Beamten sind überfordert. Machtverhältnisse sind unklar. Die Grenze öffnet sich – die Mauer bricht – Mächtige werden von Thronen gestoßen, Niedrige erhöht. Exakt 40 Jahre nach der Teilung in 2 deutsche Staaten. - 40 ist auch in der Bibel eine wichtige Zahl!



Gnadengabe

Ich glaube, dass die deutsche Grenzöffnung und Wiedervereinigung eine Gnadengabe Gottes ist. Ganz einfach, weil nichts geschieht, was Gott nicht zulässt; wie wir z.B. in Hiob lesen. Wäre es gegen seinen Willen gewesen, wäre es nicht so gekommen. Vielleicht hat Gott aktiv gewirkt, mitgewirkt (Gebete?), mindestens aber die Ereignisse zugelassen!


Führen wir uns noch einmal kurz vor Augen, aus welchem Grund Deutschland zweigeteilt wurde: Wir, die Deutschen (also nicht die heutigen Generationen, sondern unsere Vorfahren, unser Volk) haben einen Krieg vom Zaune gebrochen, einen Weltkrieg, der nicht nur einem Land gewaltiges, massenhaftes Unrecht brachte – sondern über 50 Millionen Menschen den Tod gebracht hat! Wenn wir weiter bedenken, dass Gott jeden • einzelnen • Menschen • liebt…, ihn kennt, möchte dass er lebt, lacht, glücklich ist, sich entfalten kann…


Und das war nicht nur das Werk eines einzelnen Mannes! Hätten sich alle anderen geweigert, hätte er alleine Rumpelstilzchen machen können! Aber Hitler wurde am Anfang bejubelt, bewundert, gefeiert UND GEWÄHLT! Er wurde verehrt, wie ein Heilsbringer. Und ich scheue mich nicht, das Wort zu sagen: wie ein Messias! Frauen wollten Kinder von ihm und Menschen setzten Hoffnungen und Träume in ihn!


Und irgendwo ja auch verständlich! Nach der Zeit von Elend und Trübsal, von Schmach, Arbeitslosigkeit und Hunger! VERSTÄNDLICH, dass man sich dann nach einem starken Mann sehnt, der einem wieder Kraft und Würde in Aussicht stellt! - Aber es war eben leider kein christlicher Messias. Und dass obwohl Weihnachten gefeiert wurde und die Menschen wahrscheinlich noch häufiger in Gottesdienst gegangen sind. Es waren offensichtlich zu wenige, die wirklich eine persönliche Beziehung mit Jesus Christus hatten oder wenigstens die Bibel gelesen haben. Alles schön christlich. Äußerlich.


Und ganz besonders liebt Gott seine auserwählten Kinder, das Volk Israel - die Juden. Sie sind Gottes Augapfel, sagt die Bibel! 6 Mio. sind von ihnen ermordet worden. Aufs schäbigste und menschenverachtendste des Lebens und aller guten Rechte enteignet worden! Wir / unsere Vorfahren haben einen Eispickel genommen und ihn Gott ins Auge gedrückt!

Und Gott gehört nicht zu den Personen, die danach panische Angst vor dem Täter haben. Die meisten Typen, die ich in Filmen gesehen habe und die einen Pickel ins Auge gekriegt haben, waren hinterher auf RACHE aus! Auf Vergeltung!


MEIN ist die Rache, spricht der HERR.“


Dieser Satz wird gern und häufig zitiert. Meistens lustig, wenn uns 'ne kleine Delle ins Auto gefahren wurde. „Mein ist die Rache“. Haha. Aber was immer vergessen wird, ist der 2. Teil dieses Satzes: „SPRICHT GOTT DER HERR!“



Ein eifersüchtiger und rächender Gott ist der HERR,

ein Rächer ist der HERR und voller Grimm.“


Verständlich?

Ich glaube, dass es eine GNADEN•GABE Gottes ist. Ein Akt der Erbarmung, des Vergebens und der Begnadigung. Gottes. Dass wir heute vereint und in Frieden und in Freiheit und in großem, großem Wohlstand leben dürfen. Dass es uns als Volk und Land überhaupt noch gibt! Und es gab Stimmen und Überlegungen nach dem 2. Weltkrieg, dass dem nicht mehr so sein sollte. Dass Deutschland bestenfalls noch ein Agrarland bleiben sollte. Für immer. Und dass das zerbombte Berlin als Mahnmal für die Nationen nie wieder aufgebaut werden sollte. Statt dessen sind wir eine der reichsten Nationen der Welt geworden. Wow.


Ich glaube – bei allen Problemen und Schwierigkeiten, bei allen Ungerechtigkeiten und bei allem Unrecht, das auch uns geschehen ist – ich glaube, es war ein Gnadenakt Gottes, dass wir NUR 40 Jahre geteilt waren. Die Ereignisse vom Sommer '89 hätten genauso gut einen blutigen Krieg auslösen können, der bis heute anhält. Es ist ein Wunder Gottes, dass in dieser Zeit kein einziger Schuss fiel.




Einfach mal DANKE sagen?


Ich glaube, Gott freut sich

darüber. Echt.




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