Es bröckelt! - Der zweifache Verfall der Kirche
- Florian Hettig
- vor 6 Tagen
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 20 Stunden

🎧 Audio
Nach mehreren Monaten gönne ich mir mal wieder einen Gottesdienst der Landeskirche. Was wird mich erwarten? Aus welchem Grund will ich dort hin? Die Webseite verrät mir neben der sonntagsfreundlichen Zeit von 11.00 Uhr auch, dass die Veranstaltung nicht in der altehrwürdigen gotischen Stadtkirche, sondern nebenan im Gemeindehaus stattfinden wird. Grund: Es bröckelt.
Knapp 20 Besucher (der 2.300 Mitglieder zählenden Gemeinde) finden sich neben Küster, Musikerin und Vorleserin ein. Von jugendlichen Konfirmanden bis zu Senioren ein fast schon gemischtes Publikum. Es wird gesungen, gebetet und sich zum christlichen Glauben bekannt. Die Predigt hält ein Pastor, der inzwischen in der auswärtigen Verwaltung der Großorganisation tätig ist.
Fast zu meiner Überraschung bezieht sich die Predigt sogar auf den zuvor gelesenen "heute sehr langen" Bibeltext. Es geht in der Vorosterzeit um die Begegnung zwischen Jesus und Pontius Pilatus, dem römischen Statthalter, unter dessen Herrschaft Christus gekreuzigt wurde. Sie ist klar, verständlich und wirft sogar interessante Fragen auf. Dennoch frage ich mich, wie nun mein Glaube dadurch genährt werden soll. Ein dicker NEBEL bleibt für mich zurück.
"Mein Reich ist nicht von dieser Welt."
Jesus Christus
Der Verfall des Kirchengebäudes
Beim Kaffeetrinken, "das es jetzt auch in den anderen Stadtkirchen gibt", komme ich mit zwei älteren Damen ins Gespräch. Ja, es ist sehr schade, dass in der schönen Kirche nun der Putz von der Decke fällt; weshalb Spenden gesammelt werden, um Netze zu spannen, damit "wenigstens zum Jahresende" - so die Hoffnung - diese Übergangslösung vorhanden sei und man das Gebäude wieder nutzen könne.
Ich frage die kirchlich durchaus versierten Seniorinnen, woran es denn ihrer Meinung nach liege, dass sich immer weniger Leute für die Kirche interessieren. Schließlich ist es nur wenige Tage her, dass die enorme Zahl von 345.000 Kirchenaustritten im letzten Jahr bekanntgegeben wurde. Die Antworten schunkeln etwas zwischen "nicht mehr so Interesse" und "vielleicht nicht modern genug". Eine Dame stört sich gar an dem Wort "Heilig" im Glaubensbekenntnis. Ob sie die entsprechenden Bibelstellen kennt?
Der Verfall des christlichen Glaubens
Auf dem Sprung nach draußen schnappe ich mir noch den Pastor und frage ihn, ob er denn glaube, dass die Dinge, von denen wir gerade in der Bibellesung und der Predigt gehört hatten, "WIRKLICH so geschehen seien"? Freundlich und selbstbewusst erklärt er mir, dass die Evangelien "keine Augenzeugenberichte" und "das Johannes-Evangelium nicht von dem Jünger Johannes" verfasst worden sei.
Unser Gespräch, für das er sich viel Zeit genommen hatte, hinterlässt mich nachdenklich und traurig. Betrübt gehe ich an der Rückseite der Kirche vorbei, in deren Ecke ein Gedenkkreuz mit der Aufschrift "Jesus Christus hat dem Tode die Macht genommen" steht. Na, wer weiß ob das stimmt! Wenn doch die Bibel, Gottes Wort, die Heilige Schrift gar nicht zuverlässig ist.
Ein paar Schritte weiter fällt mir, direkt neben dem Raum, aber im selben Gebäude, in dem wir gerade Gottesdienst gefeiert haben, die "Progress-Pride"-Flagge auf. Die (wenn auch weiterhin ohne Bogen) 'fortschrittliche Regenbogenfahne'. Na, das ist ja 'modern', denke ich mir. Obwohl etliche ja auch schon wieder zurückrudern von dieser Ideologie.
"Wenn dein Wort nicht mehr soll gelten, worauf soll der Glaube ruhn?"
Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf
(Gründer der Herrnhuter Brüdergemeine)
Aus dem Lied: "Herr, dein Wort, die edle Gabe"
Mein Weg nach Hause führt mich durch die Innenstadt. Und fast scheint es mir, als würde die örtliche Sparkasse die besseren Fragen stellen! "Was bleibt, wenn man geht?" fragen mich Plakate zu Sterbevorsorge & Testament. Oder "Wie möchte ich in Zukunft wohnen?" (bzgl. Immobilien-Management). Als Christ weiß ich, dass ich die zukünftige Stadt suche und mein wahres Zuhause und meine Zukunft bei JESUS liegen!
Aber blöd! Die Aussagen des Pastors seien schließlich "wissenschaftlich bewiesen". Na, dann brauche ich ja nächsten Sonntag nicht wiederzukommen - wenn das eh alles nicht stimmt! Wieso nur haben die Leute kein Interesse mehr an der Kirche?! Es ist und bleibt ein Rätzel. Aber wenn sie Interesse hätten, würde auch der Putz nicht mehr bröckeln. Es ist ein Trauerspiel. Als müsse man Menschen beim Sterben zusehen. Aber etwas erfüllt mich dann doch noch mit Freude: Eine ganz neue Dankbarkeit für Gottes Wort und sein Geschenk des Glaubens!